#89, März 2005

 

ESSENZ UND ÜBERDAUERN DER MODERNE
Zur Aktualität einer «Avantgarde»

VON KLAUS KROPFINGER

Wie arbeitet die musikalische Avantgarde? Der Anspruch unbedingten «Voraus-Seins» mag heute vielen dubios, wenn nicht gestrig erscheinen. Ist aber die Zeitproblematik der Avantgarde im gängigen Klischee wirklich abgegolten? Klaus Kropfingers Aufsatz bietet keinen gewöhnlichen Rückblick auf die Moderne (jenes nach Jürgen Habermas «unvollendete Projekt»); vielmehr ­werden Argumente und Zeugen gefunden für die Aktualität eines auf Überschreitung, ­Entgrenzung gerichteten künstlerischen Bewusstseins. Die Fokussierung von Avantgarde erfolgt in Abgrenzung zum «aufdringlichen Mode-Begriff» Postmoderne. Eingefordert wird radikales Denken und Bilden auf der Suche nach einer Sprache, deren Merkmal es ist, dass ihr das letzte Wort fehlt.

« J'ECRIS POUR EXPRIMER MA FOI »
PAR THOMAS MEYER

Dans un entretien inédit réalisé en 1987, cinq ans avant sa mort, Olivier Messiaen revient sur les fondements spirituels de sa musique. Pour la goûter pleinement, il faudrait être catholique et ornithologue : c'est du moins ce que pensait le compositeur, qui mettait le mystère de la vie du Christ et l'indépassable beauté de la nature au centre de son inspiration ­artistique.

KLANGBEFRAGUNG UND DISKURS
Olga Neuwirths Kammermusik für Streicher

VON STEFAN DREES

Olga Neuwirths Musik steckt voller Verschiebungen, Brüche, Deformationen und assoziativer Bezüge. Ausgangspunkt sind Klang-, Bild- und Sprachmaterialien verschiedenster Herkunft und Beschaffenheit. Das Heterogene wird in ihrer Musik eher potenziert als neutralisiert. Dazu dient auch die Manipulation von Instrumenten mittels ungewöhnlicher Stimmungen und Präparationen. Stefan Drees untersucht Neuwirths kompositorische Praxis einer Befragung von Instrumental­klängen anhand der Kammermusik für Streicher.

Schweizer KomponistInnen

UNAUFHÖRLICHE SPIEGEL
Die polnisch-schweizerische Komponistin Bettina Skrzypczak

VON ANDREAS FATTON

Bettina Skrzypczak gehört zu den Kraftzentren des schweizerischen Musiklebens. Sie empfängt produktive Impulse stets auch aus erkenntnistheoretischen, nicht im engeren Sinn musikalischen Fragestellungen, das Spektrum der Inspirationsobjekte reicht von der Giacometti-Figur bis hin zur Supernova. Vor diesem Hintergrund skizziert Andreas Fatton ihren kompositorischen Horizont und geht exemplarisch auf einige Werke ein: «SN 1993 J» für Orchester (1995), «Miroirs» für ­Mezzosopran und Ensemble (2000), «Vier Figuren» für Ensemble in drei Gruppen (2001).

Diskussion:
– Im Land des Hätschelns – Stimmen zur Kulturförderung

Berichte:
– Luzern: «Opern» von Wohlhauser, Vassena und Schöllhorn
– Die World New Music Days 2004 «Trans_It» in der ganzen Schweiz
– Die Tage für Neue Musik Zürich 2004
– Bern: «Forum Musikkritik»
– Zürich: Konzerte zu Giacinto Scelsis 100. Geburtstag
– Baden: Werke von Beat Fehlmann, Daniel Ott und Georges Aperghis (GNOM)