#80, April 2002

 

DER KOMPONIST ALS KLANGFORSCHER
Ein Porträt des amerikanischen Komponisten James Tenney
VON SIEGLINDE GEISEL UND TOMAS BÄCHLI

James Tenney ist ein Amerikaner wie aus dem Bilderbuch. Das Kulturverständnis jenseits des Atlantiks untescheidet zwischen Tradition und Erbe, und dies ermöglicht überraschende Einsichten nicht nur in das Komponieren Tenneys. Sein musikalischer Weg orientiert sich ebenso an der «popular music» wie an den experimentellen Komponisten um John Cage. Ausgehend vom Klang, dem «sound», hat er zudem eine ganz eigene Harmonik entwickelt.

«NEUE PROBLEME SCHAFFEN NEUE LÖSUNGEN»
Zu den Klavierwerken von James Tenney
VON TOMAS BÄCHLI UND SIEGLINDE GEISEL

Die Klavierwerke eines Komponisten werden gerne als besondere Einheit betrachtet. Bei James Tenney, dessen pianistisches Oeuvre Tomas Bächli als Interpret grundlegend kennt, wird dabei deutlich, wie sehr der Komponist musikalische Denkweisen, die weit auseinander liegen, in seine Stücke zu integrieren weiss. Das Repertoire reicht von Ragtimes bis zu komplexen harmonischen Studien, wobei sich die gegensätzlichen kompositorischen Haltungen keineswegs zu widersprechen brauchen.

DIE LEIDEN EINES ERNST(ZU)NEHMENDEN INTERPRETEN
Morton Feldmans «Triadic Memories» (1981)
VON URS EGLI

Wer die Werke Morton Feldmans als Interpret ernst nimmt, ist ein ernzunehmender Interpret. Der Pianist Urs Egli geht der Frage nach, wie der Komponist Form gestaltet, wie die ganz eigene Klanglichkeit von Feldmans Klavierwerken interpretatorisch zu entwickeln ist, und er räumt aus mit den Legenden um die absurd langsamen Tempi im Solowerk «Triadic memories».

Schweizer KomponistInnen

PORTRÄT EINER OPER
«Avatar» von Roland Moser
VON ROMAN BROTBECK

Seit über zehn Jahren arbeitet Roland Moser an seiner Oper «Avatar» nach einem Stoff des französischen Schriftstellers, Journalisten und (Gelegenheits-)Malers Thˇophile Gautier (1811–1872). Im Mai dieses Jahres erlebt sie in St. Gallen die Uraufführung. Moser restituiert dabei auch in der Musik die Handlung und greift auf die musikalischen Verfahren der Handlungsoper zurück. In den sechs Bildern, die der Komponist selbst als Libretto eingerichtet hat, entfaltet sich ein konzentriertes musikalisches Geschehen, das auch von zahlreichen versteckten Anspielungen lebt.

 

Berichte
– Wien:Der Chiffre-Zyklus von Wolfgang Rihm
– Das Berliner Festival «Maerz Musik»

Mitteilungen des Forschungsrats der Schweizer Musikhochschulen:
– Klang-Farbe-Synthese / Farblichtmusik Förderung synästhetischer Prozesse im Improvisationsunterricht Ein Beispiel anwendungsorientierter Forschung und Entwicklung (Natalia Sidler)