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#74, April 2002
SPIEGELSCHACH Was der 1964 geborene französische Komponist Mark André gegenwärtig komponiert, gehört zu einem noch nicht leicht erfassbaren Genre: Es ist Musiktheater, eine Art Passion, eine kommentierte Lesung mit dramatischen Bezügen, auf jeden Fall ist es eine klingende, polyphone Dramatisierung des Virtuellen, die auf drei Säulen beruht: auf Texten aus der Apokalypse, auf Ingmar Bergmans Film «Das siebte Siegel» sowie auf dem Schachduell zwischen Garry Kasparow und dem IBM-Supercomputer «Deep Blue». |
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DAS SINGEN IM DUNKELN «Für mich ist sehen wichtiger als hören. Sehen ist für mich gekoppelt an Sprache, an Kommunikation, an Mitteilung.» Für einen Komponisten mag dies ein überraschendes Statement sein. Doch für Helmut Oehrings Musik sind der Film oder die ausschliesslich visuell arbeitende Gebärdensprache die Leitlinien seiner Kunst. Bereits seine Kompositionen sind demnach vom Sehen unterwandert, in zahlreichen Werken tritt eine visuelle Ebene ausserdem wesenhaft zum Klingenden hinzu. |
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SPIEL MIT APPARATUR UND WAHRNEHMUNG Das eigene Material zu hinterfragen ist ein Hauptanliegen des strukturellen Films – zugleich ist es eines der Hauptprobleme der Neuen Musik seit den fünfziger Jahren beiderseits des Atlantiks. Experimentalfilmer wie Paul Sharits oder Michael Snow arbeiten bereits auf der Bildebene mit musikalischen Mitteln, und deren Tonspuren suchen nach engen Verbindungen zum Visuellen. Immer werden dabei die kinematographischen Apparaturen in Frage gestellt, und es findet ein Spiel mit der Wahrnehmung des Zuschauers statt. |
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BARTOKS GEDANKEN ZUR EMIGRATION Die Existenz des Briefes, den Béla Bartók am 3. Juni 1939 aus Budapest an Sándor Veress nach London schrieb, war bekannt. Nun ist der verschollen geglaubte Brief, in dem Bartók über die Möglichkeiten seiner Emigration nachdenkt, überraschend aufgetaucht. «Dissonanz» publiziert ihn als Faksimile sowie in einer deutschen Übersetzung, die auf Veress selbst zurück geht. |
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Schweizer KomponistInnen Als eine Häresie gegenüber den Prinzipien der seriellen Nachkriegsmoderne bezeichnete der 1927 geborene Schweizer Komponist Giuseppe G. Englert sein Klavierstück «Inter Balbulos» einmal. Doch bedeutet solche Häresie keine generelle Abkehr von diesen Prinzipien – im Gegenteil, gehorcht sie doch selbst auch wieder seriellen Prinzipien. Besonders ketzerisch wirken die vielen Wiederholungen, die recht penetrant und scheinbar völlig unsystematisch das ganze Stück durchziehen: «Unter Stotterern». |
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Berichte – Zürich: Mischa Käsers «7 Bagatellen / Abgesang» |