Aktuelle Ausgabe
 









#99, September 07

SOZIALE GRUPPE
Gruppen und Kreise beziehungsweise zeitgenössisches Produzieren in einer Stadt am Beispiel Wiens
VON JOHANN GROISS

In Wien gibt es Visionen und Visionen gibt es überall auf Planet Heimat Erde. Eine Welt für alle gleich gültig, aber niemals vergessen: Egos können platzen! Johann Groiss erkundet musikschaffende Kreise seiner Stadt, indem er sich selber aus der auktorialen Alleinherrschaft entlässt und die «soziale Gruppe» auch als solche zu Wort kommen lässt. An 26 Musikerinnen und Musiker richtete er die Fragen: Wer bist Du? Was ist eine soziale Gruppe? Was machst Du momentan und mit welcher Motivation machst Du das? Was ist Dein Ziel und wie kannst Du es erreichen? Was kannst Du Dir vorstellen? Bist Du schon vom Ziel abgekommen und wie hast Du das bemerkt? Gibt es kollektives Arbeiten? Kollektives Komponieren? Einige haben geantwortet.

 

CLUBS, BARS, HÖRRÄUME
Zur sozialen Topografie aktueller Musik in Österreich zu Beginn des 21. Jahrhunderts
VON CHRISTIAN SCHEIB

Wenn es dunkel wird in Österreich, erwacht ein Musikleben in unzähligen Klanglokalen, in denen das Paradoxon aus offenem Clubabend und enigmatischem Konzert ausgelebt wird – durchaus in der alten Tradition subversiver Salonkultur.

EINE INSTRUMENTALE REVOLUTION NACH DER REDUKTION
Wiener Musikerinnen erfinden die Blockflöte neu
VON NINA POLASCHEGG

Alle fünf Wiener Musikerinnen – Maja Osojnik, Angelica Castello, Eva Reiter, Pia Palme und Hemma Geitzenauer – sind professionelle Interpretinnen komponierter Musik, alle fünf komponieren selbst und für alle ist die Improvisation integraler Bestandteil ihres Musikerdaseins und ihres Konzeptes von Musik. Alle fünf repräsentieren einen nicht ganz neuen Typus von Musiker, der sich zwischen den Kulturen der Neuen Musik, der Improvisation und der Elektronik bewegt, zu gleicher Zeit Performer, Konzeptualist, elektronischer Erfinder, Virtuose ist. Ihr Instrument ist – ausgerechnet – die Blockflöte...

«EINE EIGENE ÄSTHETIK DES UNREGELMÄSSIGEN»
Susanna Niedermayr im Gesprüch mit Bernhard Lang 

Beinahe zehn Jahre lang arbeitete der 1957 in Linz geborene Komponist und Musiker Bernhard Lang mit seinem Werkzyklus Differenz/Wiederholung, kurz DW, am Erstellen einer umfassenden «Loop-Grammatik» und verweist damit nicht nur direkt auf Deleuzes gleichnamiges zentrales Werk, sondern auch auf den Umstand, dass sich die beiden Begriffe – Differenz und Wiederholung – letztendlich in ihrer sich wechselseitig bedingenden Verschränkung auflösen. Genau dieses Moment der Verschränkung ist es, aus dem die Musik von Lang heraus entsteht, die dadurch zu einem Angelpunkt sowohl für ästhetische, als auch für gesellschaftspolitische Fragen wird.

DIE KLARHEITSMASCHINE
Ein Besuch beim Komponisten Klaus Lang
VON ELKE TSCHAIKNER

Der 1971 in Graz geborene Klaus Lang gehört im Moment – wenigstens im deutschsprachigen Europa – zu den Exportschlagern österreichischen Komponierens. Dabei sind, wie Elke Tschaikner bei einem Besuch im Komponierrefugium irgendwo in der südlichen Steiermark herausfand, Reduktion, Klarheit und Stille leitende ästhetische Konstanten, die auch die Gestalt des gerade abgeschlossenen, 2008 in München uraufzuführenden Musiktheaters Die Architektur des Regens bestimmen.

STEINE SCHMEISSEN, KLAVIERE UND MANCH ANDERES
Der Komponist und Gesamtkünstler Georg Nussbaumer
VON STEFAN FRICKE

Musik des aus Linz stammenden Georg Nussbaumer rezipieren heisst stets: Sehen und Hören, Räume erkunden, Bühnen oder Kellerräume als inszeniertes, als begehbares Instrument zu entdecken, heisst auch umgeben zu sein von Materialien und Realien, die die Musikgeschichte reflektieren, referieren, kulturhistorische und gesellschaftliche Fakten wie überlieferte Anekdoten und Spekulationen in assoziativen Szenerien zu erleben, heisst für den Hörer, den Besucher, den Zuschauer sich in Netzen zu befinden, die thematisch überaus weit gespannt sein können.

 

 

EINE FORMATIVE KRAFT IM ÖSTERREICHISCHEN MUSIKLEBEN
Das «System» Furrer
VON HEINZ RÖGL

In diesem Beitrag geht es nicht um den Komponisten Beat Furrer und sein Werk, mit dem er international reüssieren konnte, sondern um seine Wirkung, seine Einflüsse auf das österreichische Musikleben. Das bereits gut zwei Jahrzehnte währende Engagement des aus Schaffhausen stammenden Komponisten, Dirigenten, Ensemblegründers und Kompositionslehrers zeigt System, ohne per se eines sein zu wollen.

LA MUSIQUE CONTEMPORAINE SOUS TENSION AU LUXEMBOURG
État des lieux de la musique nouvelle au sein du Grand-Duché
VON ANTOINE PECQUEUR

VERTREIBUNG, VERANKERUNG
Überlegungen zur Kontextualisierung des Schaffens von Sándor Veress anlässlich des Berner Festivals «veress07»
VON RACHEL BECKLES WILLSON

Das Werk von Sándor Veress (1907-1992) befindet sich im Spannungsfeld der drei fraglos dringlichsten Einflüsse des 20. Jahrhunderts: Nationalismus, Kommunismus und Vertreibung. Wenn wir die Musik jenes Jahrhunderts durch diese trianguläre Perspektive betrachten (anstelle immerzu autonome Genies und Meisterwerke zu feiern), erhalten wir ein Mittel zur geschichtsbildenden Reflexion des Schaffens von Komponisten, die ansonsten kaum Aufmerksamkeit auf sich zögen. In diesem kleinen Essay sei der Fokus auf Veress eingestellt.

EIN HAUS AUS BEHAUPTUNGEN
Die Zürcher Komponisten-Plattform «domizil»
VON LUCAS BENNETT UND ANDREAS FATTON

Eine Vielzahl von Netzlabels, die sich als thematische Plattformen verstehen und im Gegensatz zur Unterhaltungsindustrie auf Gewinnmaximierung verzichten, ist in den letzten Jahren entstanden. Als «Heim» für widerspenstiges künstlerisches Gedankengut – Elektronika zwischen abgesägtem Pop und experimenteller Computer-Improvisation – verstehen Marcus Maeder und Bernd Schurer die ideellen wie realen Räume ihrer Plattform domizil. Sie soll verschiedensten Kunstschaffenden die Möglichkeit zu Austausch und gegenseitiger Vernetzung bieten, ihren Haus-Bewohner aber keineswegs untersagen, frei ein- und auszugehen. Gleichzeitig stellt domizil eine Ansammlung von flexiblen Behauptungen dar, in der sich die veränderlichen Kollektivräume und -produktionen immer wieder selbst neu definieren. Nicht zufällig wäre der Begriff der Autorschaft für Maeder und Schurer allenfalls kollektiv aufzufassen, im emphatischen Sinne mithin jenseits von Urheberschaft und Kunstwerk, und nicht immer ist klar, ob es alle beteiligten Komponisten tatsächlich auch gibt...

Berichte / Comptes rendus

–           Das 107. Tonkünstlerfest in Zürich
–           Das Festival Les Amplitudes in La Chaux-de-Fonds
–           Dixième édition du Festival Agora à Paris
–           Affaires publiques
–           Nachruf
–           STV-Rubrik / Rubrique ASM
–           CD/LP
–           Bücher/DVD