Aktuelle Ausgabe
 









#84, Dezember 2003

 

WIEDERHOLUNGSZWANG ODER SELIGKEIT DER EWIGEN WIEDERKEHR DES GLEICHEN?
Zur gegenwärtigen Konjuktur des Loops
VON ROLAND SCHöNENBERGER

Für Paul Valéry war die Sache noch klar. Wiederholungen sind für ihn als geistigen Menschen kein Thema. Denn wo Wiederholungen vorkommen, da ist kein Geist. Wäre Valéry ein Fall für Freud gewesen, der 1914 in seinen Ratschlägen zur Psychoanalyse erstmals den Wiederholungszwang ans Tageslicht beförderte? Inzwischen ist die Sache wirklich klar: Zu Beginn des dritten Jahrtausends hat die Wiederholbarkeit fast alle Lebensbereiche eingeholt. Leben wir in geistlosen Zeiten oder sind alle unsere Bewegungen zwanghaft? Oder geniessen wir bereits die Seligkeiten der von Nietzsche gepriesenen ewigen Wiederkehr des Gleichen?

KRITERIEN DER WIEDERHOLUNG
Zum Umgang mit einem Phänomen
VON ANDREAS STAHL

Es geht einem wie Augustinus mit der Frage nach der Zeit: Fragst du mich nicht, was Wiederholung ist, weiss ich es genau, fragst du mich, weiss ich nichts. Der Umgang mit dem Phänomen Wiederholung braucht deshalb Kriterien: Um nicht nur sagen zu können, ob etwas eine Wiederholung ist oder nicht, sondern auch um die Schritte zu erkennen, die wir zu deren Bestimmung vollziehen.

«DIE HOFFNUNG IST EINE BEGEHRLICHE ERINNERUNG»
Zum Komponieren von Cornelius Schwehr
VON CAROLIN NAUJOCKS

«Knappeste Setzungen geraten durch Wiederholung, Verwandlung, Übergangsstadium oder Kontrastsetzung in einen Strom der Fortbewegung: Wiederkehr bedeutet bereits Veränderung», sagt der 1953 in Freiburg in Breisgau geborene Cornelius Schwehr. Denn in seinen Kompositionen erhalten musikalische Gestalten ihre Bedeutung erst im Hinblick auf ihre Funktion und ihre Geschichte.

Schweizer KomponistInnen

(K)EIN KONZERT FüR ZWEI POSAUNEN UND ORCHESTER
Die «Tromboniade» von Sándor Veress

VON ANDREAS TRAUB

Sándor Veress sprach gelegentlich von dem Wunsch, Stücke «nochmals» komponieren zu wollen, nicht – so war zu verstehen – um das bereits bestehende Werk auszulöschen, sondern um die kompositorische Situation aus unterdessen veränderter Perspektive nochmals zu überprüfen. Die «Tromboniade» für zwei Posaunen und Orchester, entstanden in den Jahren 1989–90, ist als die letzte vollendete Komposition von Veress ein Werk der Rückschau. Schweizer übrigens war er damals noch nicht; das lange zuvor beantragte Bürgerrecht erhielt er erst 1991 – wenige Monate vor seinem Tod.



Berichte:

Graz: Uraufführungen von Bernhard Lang und Olga Neuwirth
Heilbronn: «…antasten…», 6. Internationales Pianoforum
Berlin: «Psychogeographie», eine Konzertreihe im öffentlichen Raum
Basel: 4. Festival für zeitgenössische Musik in der Gare du Nord
Zürich: Tage für Neue Musik
Donaueschingen: Musiktage 2003
Graz: «musikprotokoll» im «steirischen herbst»
Basel: Dritter Kongress der «Deutschen Gesellschaft für Musiktheorie»