Aktuelle Ausgabe
 









#102, Juni 08

«MEINE KULTUR IST EINE MISCHKULTUR»
Péter Eötvös im Gespräch
VON THOMAS MEYER

Ähnlich György Ligeti verkörpert Péter Eötvös den produktiven Künstlertypus des ungarischen Kosmopoliten: In mitunter kritischer Verbindlichkeit seinen Wurzeln gegenüber bewegt er sich in verschiedensten Kulturräumen und erforscht Möglichkeiten, aus dieser Erfahrung heraus kohärente Musik zu formen. Eötvös pflegt dabei keine hermetische Forscherattitüde, sondern möchte als Interpret und Komponist mit seinem Publikum in unmittelbaren Kontakt treten. Thomas Meyer sprach am 28. August 2007 mit Eötvös in Luzern, wo er als Composer-in-Residence beim Lucerne Festival weilte.

 

EIN ORT FÜR DIE NEUE MUSIK UNGARNS
László Gőz, Leiter des Budapest Music Center (BMC), im Gespräch
VON CSABA KÉZÉR

Das 1996 gegründete Budapest Music Centre (BMC) hat sich von einer kleinen Initiative zu einem enormen Unternehmen entwickelt, das neue ungarische Musik (auch Jazz) auf allen Ebenen fördert: Es beinhaltet nicht nur ein Informationszentrum samt Bibliothek, eine Datenbank und ein Plattenlabel, sondern veranstaltet auch Konzerte und Festivals. Diese Erfolgsstory ist nur möglich, weil das Unternehmen nicht von staatlicher Unterstützung abhängig ist. Die Initiative, die auch das Internationale Eötvös Institut einbezieht, soll noch weiter wachsen: 2009 ist die Eröffnung eines eigenen Hauses mit Konzertsaal, eigenem Ensemble und Infrastruktur für Kurse vorgesehen. László Gőz und Péter Eötvös träumen von einem neuen mittelosteuropäischen Musikzentrum. Ihnen schwebt ein optimal vernetzter Kulturbetrieb vor, in dem junge ungarische Musiker sich international entfalten können und der Ausstausch auch zum westeuropäischen Ausland intensiv gepflegt werden soll.

EIN FORTSCHRITTLICHER KLASSIKER
Der ungarische Komponist András Szőllősy (1921-2007)
VON PÉTER LAKI

In seiner Heimat wurde der ungarische Komponist András Szőllősy oft als einer von drei «Altmeistern» der ungarischen Musik, nebst György Ligeti und György Kurtág, erwähnt. Anders als seine beiden Kollegen ist aber Szőllősy, der am 6. Dezember 2007 in Budapest im Alter von 86 Jahren verstarb, ausserhalb Ungarns bis heute kaum bekannt. Seine mangelnde internationale Anerkennung ist gewiss seiner zurückgezogenen Lebensweise sowie langen Perioden des kompositorischen Schweigens, die mit anderen Tätigkeiten (Musikwissenschaft, Unterricht) zusammenhängen, geschuldet. Hinzu kommt, dass das Neue und Einzigartige im Schaffen Szőllősys schwer verbalisierbar ist und sich nicht als konkrete technische Entdeckungen, wie zum Beispiel Ligetis Mikropolyphonie der sechziger Jahre oder die Kurtágsche Kunst des Fragmentarischen, beschreiben lässt. Péter Laki nähert sich der Ästhetik einer faszinierenden Musiksprache, die es für uns noch zu entdecken gilt.

FRAYAGES VERS UNE ÉCONOMIE POÉTIQUE AU SINGULIER PLURIEL
Le théâtre musical de Heiner Goebbels
PAR GIANCARLO SICILIANO

Le théâtre musical de Heiner Goebbels se distingue par l'intégration de formes d'expression des plus variées, ainsi que de musiques dites populaires et extra-européennes. Les pages suivantes nous éclairent sur le dialogue et les modalités d'intégration entre ces différents éléments, dans l'optique d'une « synthèse disjonctive » des arts.

AUTOUR D'UNE DRAMATURGIE INTIME
Le théâtre musical de Salvatore Sciarrino, de « Vanitas » à « Macbeth »
PAR GRAZIA GIACCO

Le Grand Théâtre de Genève a donné en janvier dernier la création suisse de l'opéra Da gelo a gelo de Salvatore Sciarrino. L'occasion de se plonger dans cet univers intime, au-delà des mots, qu'est le théâtre musical du compositeur.

« REVENDIQUER LA PLUS GRANDE LIBERTÉ POSSIBLE »
Rencontre avec Dominique Gesseney-Rappo
PAR JEAN-LOUIS MATTHEY

Le récent Quintette à vent « Oasis » de Dominique Gesseney-Rappo sera prochainement publié par la Bibliothèque cantonale et universitaire de Lausanne, à qui le compositeur a fait don de son œuvre. L'occasion pour lui de parler de cette pièce et de son rapport à la création musicale.

 

LE SON LIBÉRÉ
La contribution du registre à l'organisation musicale chez Edgard Varèse
PAR REGIS AUTHIER

Varèse n'a jamais cessé de militer en faveur d'une libération du son. De là l'emploi de certaines dimensions jusqu'alors inexploitées ou tenues pour secondaires, parmi lesquelles le registre figure en bonne place. D'Intégrales à Hyperprism en passant par Density 21,5, le registre joue de fait un rôle structurel à la base même de l'organisation musicale.

 

NEUGIERDE AUF UNGESICHERTES
Kreative Köpfe an der Schola Cantorum Basiliensis
VON KJELL KELLER

Bekanntlich bieten Manuskripte aus dem Mittelalter nicht vollkommen hinreichende Informationen darüber, wie die Musik tatsächlich gesungen und gespielt worden ist. Wie steht es etwa mit den Rhythmen? Oder mit der Improvisation? In der Interpretation von mittelalterlicher Musik hat sich mittlerweile vieles entwickelt. Mit neuen Ansätzen versuchen Musiker Fragen zu beantworten, zum Beispiel in Erforschung anderer, auch fremder («aussereuropäischer») modaler Traditionen. Dieses Wissen wird fruchtbar für die Interpretation von alter europäischer Musik. An dieser Entwicklung hat die Schola Cantorum Basiliensis wesentlich mitgewirkt. Seit langem an der Schola tätig sind die drei international renommierten Musiker Ken Zuckerman, Dominique Vellard und Conrad Steinmann. Sie verbinden eine grosse Offenheit, eine Neugierde auf das Ungesicherte, ein Interesse am Fremden, eine Freude am Experimentieren und suchen nach Gemeinsamkeiten in verschiedenen Traditionen, erforschen Parallelen, ohne Differenzen zu übergehen.

Berichte / Comptes rendus

–           Genève : Archipel, Festival des musiques d'aujourd'hui
–           Das georgisch-schweizerische Festival «close encounters» in Uster, Winterthur und Zürich
–           Zürich: Edward Rushtons Oper «Im Schatten des Maulbeerbaums»
–           Genève : « Da gelo a gelo » au Grand Théâtre
–           Berlin: Ultraschall, Transmediale und MaerzMusik
–           Lyon : Biennale Musiques en scène
–           München: Musica-Viva-Festival
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