Musik und Vanitas
Das Musikensemble als Symbol der Institution
Mathias Spohr
Gerade das Vergänglichste von allem, die Musik, ist in unserer westlichen Tradition zur unvergänglichen Kunst erklärt worden: Ein bizarrer Widersinn, den wir nicht unbedingt wahrnehmen, weil diese Entwicklung sehr allmählich vor sich gegangen und mit zahlreichen Tabus belastet ist. Dabei geht es im Kern um die Behauptung eines aufstrebenden Bürgertums, dass selbst geschaffene Institutionen, vor allem im politischen und wirtschaftlichen Bereich, nichts Eingebildetes und Flüchtiges seien, sondern Dauerhaftigkeit und Wirklichkeit beweisen. Die Musik – so die These, die in diesem Text vertreten wird – ist dabei überhaupt nicht wichtig, sondern allenfalls das Organisationsmodell der Musiker.