Henri Pousseur (1929-2009)
'Paraboles-Mix' für Tonbänder, Elektronik und Instrumentalisten (1972)
Bernard Parmegiani (1927-2013)
'Strio' für drei Synthesizerspieler und Tonband (1980)
Martin Lorenz (*1974)
'Structure-Borne Noise' (2014) für Synthesizer, elektrifiziertes Schlagzeug und Live-Elektronik
Bernard Parmegiani (1927-2013) war der Grand Seigneur der elektroakustischen Musik - und zeit seines Lebens doch ein Geheimtip. Lange Zeit nur in elektroakustischen Kreisen bekannt wurde erst durch die Nachrufe auf seinen Tod bekannt, welchen Einfluss er auf die unterschiedlichsten Musikkreise genommen hatte: Wire, Neue Musikzeitung, Frankfurter Allgemeine, NZZ - sie alle haben ihn zum Schluss noch einmal gewürdigt und bewusst gemacht, welche Rolle er untergründig doch für viele gespielt hat. Parmegiani, langjähriger Leiter des Pariser Studios GRM, gilt für viele als der Meister der Tonbandkomposition. Was die meisten nicht wissen: es hat auch ein Stück für die Bühne geschrieben, und zwar für das elektroakustische Trio tm+. Das elektroakustische Trio tm+ mit Yann Geslin, Denis Dufourt und Laurent Cuniot erforschte wie einige andere elektroakustische Ensembles der 1970er und 80er Jahre wie man Live-Elektronik auf der Bühne präsentieren kann und erarbeiteten ein Repertoire von fast 40 Stücken. Mit dem Verschwinden der damaligen analogen Synthesizer und dem Aufkommen der digitalen Datenverarbeitung ist diese Tradition der live-elektronischen Tradition allerdings untergegangen und auch das herausragende Stries, geschrieben 1980 für tm+, ist seit über einem Vierteljahrhundert nicht mehr gespielt worden.
Ein ähnliches Schicksal hat das berühmte Paraboles-Mix von Henri Pousseur erteilt. Die virtuosen und spektakulären live-Remixe der Huit Etudes Paraboles durch Henri Pousseur auf acht Revox-Bandmaschinen sind seit über 20 Jahren nicht mehr aufgeführt worden. Im Gegensatz zu Strio aber, dessen Partitur und die Synthesizer seit Jahrzehnten in den Archiven der Pariser Studios GRM schlummern, ist die Restauration der Bänder der Huit Etudes Paraboles durch das Belgische label SubRosa immerhin schon abgeschlossen und der Arbeitsbericht Henri Pousseurs wurde musikwissenschaftlich von Christoph Blumenröder in Köln aufgearbeitet. Es gilt also nichts weniger, als zwei Meisterwerke der elektroakustischen Interpretation wiederzuentdecken!
In Martin Lorenz neuem Stück 'Structure-Borne Noise' für Synthesizer, Schlagzeug und Live-Elektronik werden Instrumente und Maschienen unterschiedlicher technologischer Entwicklungsstufen und aus verschiedenen Epochen in Koexistenz zusammen gespielt werden. Es wird ein Instrumentarium verwendet, das ekeltronische Klänge erzeugt, oder mit Kontaktmikrophonen abgenommen wird. Es wird also der Körperschall der Instrumente (beim Schlagzeug) bzw. ein elektronisch erzeugter Ton (beim Synthesizer) über Instrumentenlautsprecher verstärkt hörbar. Der eigentliche akustische Klang der Instrumente im Raum ist inexistent bzw. beim Schlagzeug zwar hörbar aber nur leise im Hintergrund. Der "Körperschall", über die Instrumentenlautsprecher verstärkt wiedergegeben, wird wiederum mit Mikrophonen abgenommen, live-elektronisch verarbeitet und über acht Lautsprecher im Raum verteilt. Das Stück zeigt also keine Gegenüberstellung von akustischen Instrumenten und Live-Elektronik sondern eine klangliche Symbiose zwischen manuell gespielten elektrifizierten Instrumenten und einer weiterführenden Klangverarbeitung.
Date: | 18.11.2014, 20:30h |
Lieu: | Zürich, Walcheturm |
Artiste: | BERWECK/BROECKAERT/LORENZ
Colette Broeckaert, Synthesizer Sebastian Berweck, Synthesizer Martin Lorenz, Synthesizer/Schlagzeug |
Liens: | Kunstraum Walcheturm www.sebastianberweck.de Martin Lorenz |