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Dissonance | PERCUSSION MUSIC MARTIN LORENZ
Dissonance


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PERCUSSION MUSIC MARTIN LORENZ


Edu Haubensak (*1954)
X. Iron aus Three Timpani (2010) für Schlagzeug solo

James Tenney (1934-2006)
Scorecard No. 10: Having Never Writen a Note for Percussion (1971) aus Postal Pieces (1954-71)

Edu Haubensak
III. Another Timpano aus Three Timpani (2010) für Schlagzeug solo

James Tenney
Scorecard No. 5: Maximusic (1965) aus Postal Pieces (1954-71)

Edu Haubensak
H für Vibraphon in Skordatur (2012) Uraufführung

Der Schlagzeuger Martin Lorenz präsentiert in diesem Konzert ausgewählte Werke der Komponisten James Tenney und Edu Haubensak. Als gemeinsame Position finden wir in dieser Musik ein abstraktes musikalisches Denken vor, das mit reduzierten Mitteln einfache Prozesse erfahrbar macht. Die gewählten Kompositionen und Konzeptarbeiten sind instrumentale Gesten im Raum und betonen den skulpturalen Charakter eines Klangs als ein physisches Ereignis. In fünf Stücken für Schlagzeug solo werden die Gemeinsamkeiten und Widersprüche im Schaffen der beiden Komponisten dargestellt.
James Tenney (1934-2006) war u.a. Schüler von Edgar Varese, Harry Partch und John Cage und darf als einer der interessantesten Komponisten der USA bezeichnet werden, obwohl er relativ selten gespielt wird. Eine Generation nach Cage hat er gleichzeitig mit Alvin Lucier die Ideen von Cage einer nichtintentionalen Musik konsequent weiterentwickelt. Tenney verfolgt in seiner Musik oftmals einen wissenschaftlichen Ansatz, indem er einer Idee nachgeht und diese Recherche musikalisch umsetzt. Er initiiert einen Prozess, der konsequent durchgepielt wird ohne dass er als subjektiv gestaltender Komponist in das System eingreift. Es wird nicht eine Performance gezeigt, bei der sich das Geschehen durch Manipulation der Grundidee verändert, vielmehr steht die Wahrnehmung des Zuhörers selber im Zentrum.
Tenneys konzeptionelles Denken und seine abstrakten musikalischen Vorstellungen formaler Verläufe werden in diesem Konzert zentral thematisiert. Insbesondere die „Postal Pieces“ (1965-71) – auf Postkarten notierte Werke und an Freunde verschickt – sind in ihrer lapidaren Erscheinung als musikalische Objekte im Raum zu verstehen. Die komplexen Klangstrukturen des ostasiatischen Gongs Tamtam wird im 1971 geschriebenen „Postal Piece No.10“ als einen kontinuierlich auf- und abschwellenden Klang erfahrbar. Auch das mit „Maximusic“ (1965, für den Soundartist Max Neuhaus) betitelte Werk ist eine abstrakt-symmetrische Vorstellung eines metallenen Klangs mit einem überraschenden Bruch innerhalb des Stücks.
Der 1954 geborene und in Zürich lebende Komponist Edu Haubensak wurde ab 1979 zunächst mit musikszenischen Arbeiten (Gleichgewichte, Drei Klangbilder), minimalistischen Instrumentalwerke (Schwarz Weiss), elektronischen und radiophonen Kompositionen bekannt. In seiner kompositorischen Arbeit beschäftigt er sich seit den 80er Jahren mit der Forschung an Tonhöhen und den komplexen Verbindungen von Mikrointervallen mit den daraus resultierenden neuen Harmonien. Dabei geht es ihm nicht um die Etablierung eines neuen Systems und dessen Ideologisierung, vielmehr sind multiple Stimmungen und ein erweitertes Verständnis von Harmonie sein Anliegen. Der Schweizer Komponist ist mit drei Werken vertreten, die allesamt das Spektrum der abstrakt und konzeptionell gearbeiteten Kompositionen zum Thema haben. Aus dem Zyklus „Three Timpani“ für Schlagzeug solo werden zwei besonders klar formulierte kompositorische Konzeptstücke gespielt. In „Iron“ erforscht Haubensak mit extrem hoch klingenden Eisenstäben Frequenzen, die an den Rändern unseres Hörfeldes noch knapp wahrgenommen werden und „Another Timpano“ benutzt mit der getrennten Betrachtung der Parameter ein serielles Denken. In diesem Stück werden verschiedene Systeme und Ideen gleichzeitig dargestellt, beeinflussen sich gegenseitig und werden zu einem Gefüge von komplexen Modulationen wahrgenommen. Als Basis dient eine tief gestimmte Pauke, die in unregelmässigen Rhythmen allmählich und linear durch das ganze Frequenzspektrum des Instrumentes aufsteigt.
Am Schluss des Kozertes Steht die Uraufführung eines Solostückes für Vibraphon in Skordatur von Edu Haubensak. Die Tonhöhen der 37 Metallplatten des Vibraphons sollen alle um 15/30/45 Cent erhöht oder erniedrigt gestimmt werden. Die harmonischen Verbindungen vibrieren, mit Unterstützung von kontrapunktischen Differenzialtönen, mit hoher Intensität und die Intervalle klingen in den neuen Proportionen als langsame oder schnelle Schwebungen.

 
Date:05.06.2014, 20:30h
Lieu:Zürich, Galerie Bob Gysin
Artiste:Martin Lorenz, Schlagzeug
Liens:Martin Lorenz
 

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by moxi