Musiktheater in fünf Teilen nach dem gleichnamigen Text von Heiner Müller
Als der Komponist Wolfgang Rihm Mitte der achtziger Jahre nach einem neuen Musiktheaterstoff suchte, interessierte es ihn nicht mehr, ein konventionelles Libretto «der geschliffenen Dialoge» und «subjektiven Handlungsverstrickungen» zu vertonen. Er träumte von einer Bühnenkunst, die über Gefühlsdramen in Geschichtenform hinausreicht und bestimmt ist von Bild und Ruf, Ritual und Traumlogik. Der Klang selbst, erzeugt von Stimme und Instrument, sollte zum Akteur des Theaters werden. Als treibende Kraft für ein solches Musiktheater der Grenzüberschreitung diente ihm Heiner Müllers Drama Die Hamletmaschine, das der ostdeutsche Dramatiker 1977 geschrieben hatte. Der nur neun Seiten umfassende fragmentarische Theatertext, der zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts gehört, ist eine groteske Überschreibung von Shakes-
peares Hamlet und eine Dekonstruktion des Dramas schlechthin, eine sprachmächtig und apokalyptisch gewitternde Vision von der menschlichen Vergeblichkeit im Angesicht der gescheiterten Utopien der Moderne.
Rihm hat aus dem Heiner-Müller-Text ein kapitales Musiktheaterwerk für Sänger und Schauspieler, Live-Chöre und Chöre vom Band, grosses Orchester, Geräusche und im Aufführungsraum positionierte Perkussionisten geformt. Wolfgang Rihms Hamletmaschine ist ein vergessenes Grosswerk der Moderne und zuletzt 1990, vier Jahre nach seiner Uraufführung, auf die Bühne gekommen. Die Komposition ist szenisch und musikalisch in Anspruch und Herausforderungen durchaus mit den Soldaten von Bernd Alois Zimmermann vergleichbar, die vor zwei Jahren am Opernhaus Zürich spektakulär zu erleben waren.
In einer Zeit, die von fundamentalistischen Attentaten, Religionskriegen, Flüchtlingstragödien, Utopieverlust und politischer Verunsicherung geprägt ist, wird die Hamletmaschine zu einem Stoff von brennender Aktualität.
In deutscher Sprache
mit deutscher und englischer Übertitelung
Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn
Einführungsmatinee 10 Jan 2016
Date: | 31.01.2016, 20:00h |
Place: | Zürich, Opernhaus |
Artist: | Opernensemble |
Links: | Opernhaus Zürich |