Friedrich Zelniks Filmversion von Gerhart Hauptmanns Bühnenstück „Die Weber“ ist eine werkgetreue Umsetzung des Dramas und gilt als eine der besten Hauptmann-Adaptionen der deutschen Filmgeschichte. Noch heute wirkt der Film, dessen Bildsprache stark von Eisenstein und Pudowkin beeinflusst ist, durch seine stimmige visuelle Gestaltung (in Zusammenarbeit mit George Grosz) und durch die Mitwirkung exzellenter Schauspieler wie Paul Wegener, Wilhelm Dieterle oder Arthur Kraussneck.
Wenn ein filmbegeisterter und zugleich politisch denkender Komponist wie Johannes Kalitzke „Die Weber“ von 1927 neu vertont, packt die Neue Musik ihr reichhaltiges Instrumentarium aus und zeigt, wie sie in einen Film hineinführen kann und ihn zugleich aus seiner Historizität befreit.
Als Ausgangsmaterial dienen Johannes Kalitzke Elemente genretpyischer Musik wie Arbeiterlieder, Märsche und Volksmusik. Diese Elemente verarbeitet er zu einer komplexen Textur und aktiviert damit die Wahrnehmung des Films, denn die Musik funktioniert sowohl im assoziativen Fluss mit den Filmbildern, wie sie auch die subkutanen Konflikte musikalisch verarbeitet. Sie porträtiert nicht Personentypen, sondern Situationen und vor allem: deren allmähliche Verwandlung und Verzerrung in ihr Gegenteil und zeigt, wie aus Opfern Täter werden können. Damit durchstösst die Musik die Oberfläche der filmischen Erzählung und eröffnet einen neuen Erfahrungsraum, der die heutige Rezeption einbezieht.
Mit diesem Projekt knüpfen wir an die Zusammenarbeit mit dem œnm – österreichisches ensemble für neue musik aus Salzburg an, die wir 2014 mit dem Projekt „De profundis“ erstmals erprobt hatten. Nur durch diese Kooperation ist es möglich, Kalitzkes gross besetztes Werk überhaupt zu realisieren und an mehreren Orten vorzustellen.
Johannes Kalitzke (*1959)
„Die Weber“ (2012) live zum gleichnamigen Film von Friedrich Zelnik (1927)
Date: | 29.04.2016, 20:00h |
Place: | Zürich, Tonhalle |
Artist: | Collegium Novum Zürich
œnm – österreichisches ensemble für neue musik Johannes Kalitzke, Dirigent |
Links: | Collegium Novum Zürich |