Shall We Change the Subject?
Reflexionen eines Musikhistorikers. Teil 1
Richard Taruskin
Im ersten Teil dieser Vorlesung präsentiert Taruskin in konziser Weise grundsätzliche Argumentationslinien seiner Schriften (
The Oxford History of Western Music, 2005;
The Danger of Music and Other Anti-Utopian Essays, 2008). Er unterstreicht dabei, mit bedauerndem Ton, den von der US-Musikwissenschaft seiner Meinung nach allzu unbesehen aufgesogenen Einfluss deutschen Musikdenkens (etwa von Adorno oder Dahlhaus), und er kritisiert deren Verständnis der Musikgeschichte als Entwicklung, die – dem gedanklichen Erbe Kants und Hegels folgend – einer linearen Evolution folgend zunehmender Komplexität und der Atonalität entgegen strebe, was schliesslich in der finalen «Emanzipation der Kunst» münden müsste. In einem parallelen Gedankengang skizziert er die Verzerrung der Wertschätzung gewisser Werke durch das romantische Konzept des autonomen Genies – ein Konzept, das gewisse Komponisten idealisiere und Musiker wie Musikdenker davon abhalte, mit kritischen Augen auf diese Werke zu blicken. Damit ins Zentrum rückt die Frage nach der gesellschaftlichen Stellung des Künstlers, die Taruskin (ab Mitte des 19. Jh.) in systematischer Verbindung sieht mit der Rolle des transgressiv Handelnden; eine Rolle, die nicht mit derjenigen des Progressiven zu verwechseln sei.