Hugues Dufourt
Burning bright
«Burning bright», komponiert zum fünfzigjährigen Jubiläum der Percussions de Strasbourg, hat seinen Titel von einem der berühmtesten Gedichte der englischsprachigen Literatur, William Blakes The Tyger aus dem Jahr 1794.
In einem grossen Bogen, wie ein riesiges Bruckner'sches Adagio, bricht «Burning bright»als poetische Vision mit allen möglichen Grenzen der Tradition. Die Musik erhebt sich in einzelnen Schichten und Schwaden oder taucht plötzlich breit und diffus auf. Timbres schaffen sich ihren eigenen Resonanzraum und ordnen sich in der Tiefe, einem unbestimmten Fluchpunkt am Horizont gleich. Klänge schwellen an, lösen sich auf oder verdrehen sich und vermengen sich dabei wie Flüssigkeiten oder Gas. Die Arbeit am Timbre ist nicht nur eine kunstvolle Retusche. Das Abdriften der farbigen Massen ersetzt die Spiele jener formalen Konfigurationen, die typisch für das vergangene Jahrhundert sind. Reibende Techniken sind wichtiger als schlagende.
Ganz wie Blakes Gedicht setzt «Burning bright» auf ursprüngliche Energien: Ein Drama ohne Story und ohne Anekdoten, eine Form, die sich aus sich selbst heraus bildet und die, unterbrochen durch Erdbeben unterschiedlichster Art, stets auf der Suche nach ihrer Einheit ist. In den unermsslichen Raum, der sich hier dem Betrachter öffnet, einen Raum à la Kubrick, sind wir möglicherweise – trotz aller Hoffnungen unserer Gegenwart – für immer eingeschlossen.
Datum: | 21.11.2015, 20:15h |
Ort: | Basel, Halle 5 - Museum Tinguely |
Künstler: | Les Percussions de Strasbourg:
Raphaël Aggery, Enrico Pedicone, Arnaud Lassus, Tam Nguyen, François Papirer und Galdric Subirana |
Links: | IGNM Basel |